Bier, alkoholfrei

Bier, alkoholfrei, Dry January

Bianca Kastl

Zugegeben, ich trinke gerne Bier. Ich trinke auch sehr viel unterschiedliches Bier. Der Januar dieses Jahres steht nun im Zeichen des «Dry January» - ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob das schon immer ein Thema war, oder ob das vielleicht eher mit der Tatsache zu tun hat, dass wir in unserer Isolation wegen einer andauernden Pandemie vielleicht tendenziell mehr Alkohol trinken und das nun eine Gegenbewegung sein will.

Wie auch immer, ein paar Worte und Empfehlungen zu alkoholfreiem Bier kann ich dann doch beisteuern.

Ich erklär vielleicht erst einmal kurz was zur Technik dahinter, die Durstigen unter Euch scrollen einfach etwas weiter nach unten für meine Empfehlungen.

Alkoholfrei?

Vorneweg: Alkoholfrei ist nicht unbedingt immer wirklich gänzlich frei von Alkohol. Es ist eher so, dass ein als alkoholfrei deklariertes Bier den Grenzwert von 0.5 Volumen-Prozent Alkohol nicht überschreitet – zumindest in Deutschland .
Das heißt: Ganz ohne Alkohol sind diese Biere meist nicht, eher stellt sich die Frage, wie nahe an kein Alkohol diese Biere kommen. Inzwischen gibt es durchaus Biere, die sich als 0,0% Prozent Alkohol deklarieren lassen, aber der Aufwand dafür ist meist etwas höher, so dass sich solche Biere eher nur von größeren Brauereien finden lassen. Biere aus Großbrauereien sollen aber nicht der Schwerpunkt meiner Empfehlungen sein.

Wie geht das eigentlich mit dem Alkoholfrei?

Alkoholfreies Bier hat grundsätzlich die gleichen Zutaten wie «normales» Bier. Allerdings ist der Herstellungsprozess anders, logisch, irgendwie soll ja kein Alkohol im Endprodukt sein.
Der Alkohol im Bier entsteht grundsätzlich durch die Zugabe von Hefe, die Malzzucker - der wiederum aus gemälztem Getreide stammt – in Alkohol und Kohlenstoffdioxid umwandelt.

Nun gibt es für alkoholfreies Bier verschiedene Möglichkeiten, keinen Alkohol im Endprodukt zu erhalten: Dafür sorgen, dass kein Alkohol entsteht, oder wieder herausfiltern.

Ein Überblick über ein paar gängige Verfahren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

Gestoppte Gärung / Gedrosselte Gärung

Beide Verfahren zielen darauf ab, das Bier einfach nicht über 0,5% Alkohol kommen zu lassen. Das geht vereinfacht gesagt entweder mit sehr niedrigen Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt (gedrosselte Gärung) oder indem der Gärprozess sofort gestoppt wird, sobald 0.5% Alkohol erreicht werden. Dabei wird das Bier über einen Kurzzeiterhitzer erhitzt und damit stirbt die Hefe ab und der Gärprozess endet.

Nun gibt es bei den Verfahren aber das Problem, dass das Endprodukt etwas mehr Restzucker aufweist. Dass alkoholfreies Bier süßer schmeckt als «normales» liegt also wahrscheinlich daran, dass hier die Gärung irgendwie gestoppt wurde. An der Süße eines alkoholfreien Bieres schmeckst du also u. U. das verwendete Verfahren.

Andere Hefen

Nun gibt es ja noch einen anderen Gedanken: Angenommen, es ließe sich eine Hefe finden, die einfach nicht so stark gärt, dann müsste man das Endprodukt ja gar nicht stoppen oder filtern. Und tatsächlich gibt es in der nachfolgenden Liste ein Bier, dass mit einer speziellen Hefe hergestellt wurde, die einfach nur von sich aus 0.4% Alkohol «erzeugt». Das ist kein gestopptes oder gefiltertes Bier, sondern quasi das fertige Endprodukt.

Vakuumrektifikation

Ein anderer Ansatz ist nun, das Bier «normal» herzustellen und am Ende den Alkohol wieder zu entfernen. Das hat geschmacklich den Vorteil, dass der Geschmack eines «normalen» Bieres bei entsprechend gut gemachter Filterung erhalten bleibt.
Ein - inzwischen weit verbreitetes - Verfahren dazu heißt Vakuumrektifikation. Im Prinzip wird der Alkohol dabei im Vakuum quasi «wegdestilliert», so dass das Bier am Ende nicht süßer schmecken sollte.
Das Verfahren der Vakuumrektifikation ermöglicht auch Biere mit 0,0 % Alkohol, der Prozess muss einfach nur so gründlich betrieben (oder wiederholt) werden, bis gar kein Alkohol mehr im Bier ist. Da dieses Verfahren aber aufwändig ist, finden sich 0,0% Biere eher nur bei größeren Brauereien.

Die Sache mit dem Geschmack

Vereinfacht gesagt besteht Bier im Normalfall aus drei geschmacklichen Phasen: einem Körper, der vom Malz stammt, Aromen aus dem Hopfen und dem Abgang, meist bestimmt durch den Alkohol. Oder eben keinem Alkohol. Da alkoholfreie Biere nun keinen Alkohol haben, tendieren alkoholfreie Biere, die alkoholfrei sind, möglicherweise dazu, zu süß oder zu fad oder nicht hopfig genug zu schmecken. Alkohol wirkt ähnlich wie Salz oder Fett als ein Geschmacksträger. Der Geschmack ist also alkoholfrei anders, gute alkoholfreie Biere schaffen es aber, einen eigenständigen Geschmack zur erzeugen, der ausgewogen schmeckt. Nicht wie etwas, bei dem etwas fehlt, sondern wie ein eigenständiges, süffiges Bier.

Sorten

Grundsätzlich könnte eine Brauerei auf die Idee kommen, eigentlich jede Biersorte als alkoholfreie Variante anzubieten. Da das allerdings in Herstellung aufwändig ist, stellen eher nur Großbrauereien alkoholfreie Biere her und deshalb gibt es meist alkoholfreies Bier nur in den Standardsorten Pils oder Weißbier. In der folgenden Liste sind aber bewusst auch andere Sorten und eigentlich sind meine Empfehlungen allesamt eigentlich «Craft Beer», wobei die Definition eher unscharf ist.

Ich versuche hier vor allem einen breiten Überblick über unterschiedlichste gute alkoholfreie Biere zu geben - auch um zu zeigen, welch geschmackliche Varianz in alkoholfreiem Bier möglich ist.

Nicht alle der hier gelisteten Biere sind im Supermarkt um die Ecke erhältlich, viele aber schon. Die Preisspanne variiert dabei von normalen - eher etwas gehobenen - Preissegment für Bio-Biere und teuren Craft Bieren.
Ich würde aber sagen, dass alle Biere aufgrund ihrer geschmacklichen Eigenständigkeit ihren Preis wert sind. Alle Biere, die hier gelistet sind, waren zum Zeitpunkt des Schreibens zumindest noch regulär verfügbar, das kann aber je nach Hersteller stark variieren.

Hinweis: ein paar dieser Empfehlungen sind aus meinem sensorischen Gedächtnis, alle Biere, die mir physikalisch vorliegen, kann ich zumindest auch mit Angaben versehen.

Empfehlungen

Lager

Wolfscraft Brutal

Stout

Kehrwieder Road Runner