Gebraucht, aber gut

Hardware, Nachhaltigkeit, Uses

Bianca Kastl

Gestern schwappte das Thema mit den «uses»-Seiten durch meine Timeline. Was ist das? Naja, Digital-Menschen stellen so ihren Schreibtisch quasi vor, also welche Hardware genutzt wird, was für Software etc.

Ich finde das so semi-gut. Warum? Naja, das hat an manchen Ecken durchaus den Charakter von Tech Porn, also wenn Privilegierte nur stichpunktartig aufzählen, was für tolle (und zumeist teure) Hardware die nutzen. «Mein voll ausgestattetes Hyper-Mega-Book mit voll viel Arbeitsspeicher und sooo nem großen Screen.»
Ich halte das für nicht so wirklich sinnvoll, wenn das Züge von Auto-Quartett annimmt.

Was ich für sinnvoll erachte, sind Tipps zu konkreten Tools oder weniger behandelten Themen. Ich dachte mir, ich dreh das mal um und erzähle einfach von Hardware, die ich seit Jahren verwende und versuche mal genau zu umreißen, was daran toll ist für mich. Um vielleicht sinnvolle Hinweise für zukünftige Kaufentscheidungen zu geben, vor allem auch in Form von Nachhaltigkeit und Produktivität.

Es folgen Einblicke in das, was auf meinem Schreibtisch steht, teils ungeputzt und ungeschönt. Aber darum gehts nicht.

Die Kriterien, die ich bei den Produkten als gut oder schlecht aufzähle, können unabhängig von irgendeiner Präferenz für oder gegen eine Marke bei durchaus ähnlichen Kaufentscheidungen weiterhelfen.

Und nein, bezahlte Werbung oder Influencing ist es ganz bestimmt nicht, wenn ich Dinge vorstelle, die ich selbst bezahlt habe und die zusammen mehr als 30 Jahre auf dem Buckel haben.

Thema Notebook

Macbook Pro 15 Zoll
Von der Kritik Tech Porn anfangen und dann halt auch das Thema mit dem Notebook. Naja, ich versuchs runterzubrechen auf das, was daran eigentlich toll ist und was nicht.

Ich bin seit etwa 12 Jahren Mac-Nutzerin. Flame-Wars und sonstige Kritik dazu sind mir egal, für mich hat das gut funktioniert und funktioniert immer noch gut.

Das hat bei Notebooks aber auch immer die Folge, dass ich da meist immer auf die Pro-Linie gehe und zwar meist »wie geht« (also soweit preislich noch sinnvoll), wenn ich einmal in vielen Jahren ein Notebook kaufe.

Also: mein Notebook ist immer noch ein 2013er Mac Book Pro Retina in 15 Zoll, wird also 6 Jahre alt. War damals relativ weit ausgebaut (große SSD, voller Arbeitsspeicher) und es tut immer noch mehr als zufriedenstellend für die Aufgaben, die ich damit so mache (etwas private Webentwicklung, etwas Bildbearbeitung, etwas Audio, etwas Video).

Aspekte, die ich an dem Notebook immer noch gut finde:

  • performant
  • leise
  • schnelle SSD
  • guter Bildschirm
  • brauchbare Tastatur
  • guter Formfaktor
  • Akku immer noch gut
  • auch nach 6 Jahren immer noch Software-Support
  • es befüllt immer noch locker 2 externe Displays
  • alle wichtigen Anschlüsse sind dran (HDMI, Audio, USB)
  • braucht so etwa 30 W im Mittel wenn ich damit arbeite
  • damals mit eigentlich «zu viel» RAM gekauft, der jetzt gut passt, weil…

… negative Aspekte hat das Teil auch

  • nicht vorhandene Aufrüstmöglichkeiten, was zur Folge hat, dass man das eigentlich zu teuer aufrüstet beim Kauf

Über sechs Jahre gerechnet war es den Preis (etwa 2400 Euro damals) durchaus wert. Allerdings sehe ich momentan keinen Nachfolger gleichen Herstellers, der bis auf die üblichen «schneller, flacher, leichter» Kategorien nicht mehr Nachteile als Vorteile bringen würde.

Monitore

Nur am Notebook arbeiten ohne Bildschirm oder Tastatur war irgendwie nie so meins. Daher arbeite ich eigentlich schon seit immer mit einem externen Bildschirm.

Monitor 1

Dell U2413
Mein immer noch im Einsatz befindlicher Monitor ist ein Dell U2413, lag damals bei 440 Euro etwa und macht immer noch anstandslos vieles mit. Warum damals den Monitor?

Monitore kaufe ich eigentlich immer nach etwa den folgenden Kriterien:

  • ist der Monitor neutral und versucht kein Chichi zu machen?
  • spiegelt er nicht?
  • deckt er mindestens sRGB und am besten professionelle Farbräume (AdobeRGB etc.) weit ab?
  • lässt er sich kalibrieren?

Das sind Kriterien, die sich meist nur bei eher professionellen Monitor-Produktlinien finden. Heißt meist: teurer, aber naja, hält ja auch schon Jahre. Aber auch nur deshalb, weil sich altersbedingte Farbverschiebungen etc. durch Kalibrierung des Monitors immer wieder anpassen lassen. Mit einem weniger professionell ausgerichteten Monitor geht das nicht so gut.

Was bei dem Dell U2413 allerdings auch bei den meisten Betriebssystem-Updates immer wieder ne Kunst war: das in Mac OS integrierte Bildschirmprofil war meist Mist. Die EDID-Information in dem Profil war über Jahre hinweg fehlerhaft, das Bild, was da raus kam war überschärft und zu kontrastreich.

Naja, ich hab ja irgendwann mal was in die Richtung studiert und wusste dann ja auch, wie das zu beheben ist.

In Summe finde ich an dem Dell U2413 immer noch gut:

  • blickwinkelstabil
  • nach Kalibrierung farbneutral
  • braucht etwa 40 Watt im Betrieb
  • sehr kühl im Betrieb

Monitor 2

Dell UP2414Q
Ich schrieb von Monitoren im Plural, ich hab nämlich zwei externe (allerdings nicht immer im Vollbetrieb). Dell brachte ein Jahr nach meinem damals sehr geschätzten Monitor quasi eine 4K-Variante meines schon vorhandenen Monitors raus, namens Dell UP2414Q, Preis etwa 750 Euro. Das war dann zu verlockend, das dann 2014 nicht zu machen. Also wurde das dann mein Hauptmonitor: Full HD in Retina quasi. Die grundsätzlichen Eigenschaften des UP2414Q zum U2413 sind sehr ähnlich eigentlich. Beide neutral nach Kalibrierung, blickwinkelstabil. Problematischer, aber auch irgendwie durch die fast vierfache Menge Pixel auf gleicher Fläche zu erklären:
  • der 4K Monitor wird recht warm im Betrieb
  • braucht halt 60 Watt im Betrieb

Dafür, dass die beiden Monitor jetzt fünf bis sechs Jahre alt werden, finde ich sie immer noch gut und habe da immer noch Freude dran. Das Bedürfnis nach mehr Bildschirmfläche habe ich nicht, aber ich habe ja auch schon sehr viel Bildschirmfläche.

Audio

Kopfhörer

AKG K271 Kopfhörer
Mit der visuellen Hardware bin wie gesagt sehr zufrieden, auch nach den Jahren noch. Was noch länger hält – bei mir zumindest – Audio-Hardware.

Meine ersten guten Kopfhörer habe ich damals im Studium etwa 2007 gekauft. Und weil ich ja so richtig "professionell Audio" studiert habe, dachte ich mir, da brauchste ja auch professionelle Kopfhörer. Das war rückwirkend eine gute Entscheidung.
Ich habe mich damals für AKG K271 entschieden und ich habe die immer noch. Das sind Kopfhörer, die ganz bewusst keinen «Eigenklang» haben, denn es sind sogenannte Referenz-Kopfhörer, Kopfhörer zum Abmischen zum Beispiel. Musik klingt damit nicht unbedingt «fett», aber das mag ich sowieso nicht.

Die sinnvollsten Features an den Kopfhörern sind:

  • neutraler Klang
  • selbsttragende Konstruktion, sprich kein Justieren des Bügels notwendig, die passen einfach und sind angenehm zu tragen auch auf Dauer
  • haben einen automatischen Ausschaltmechanismus (funktioniert nach 12 Jahren aber nicht mehr so ganz gut)
  • Kabel und Polster sind austauschbar
  • robuste Bauart

Speziell das Tauschen der Verschleißteile trägt dazu bei, dass ich mit den Kopfhörern immer noch sehr zufrieden bin. Denn rein technisch passiert in dem Bereich wenig, und wenn ein Kopfhörer hält, dann hält er. Preis damals: etwa 100 Euro. Die Kopfhörer sind geschlossen und ohrumschließend, also auch ganz gut, um sich akustisch abzuschotten.

Headset

AKG HSC 271 Headset
AKG HSC 271 Headset
Da ich in letzter Zeit auch mehr mit Audioaufnahmen mache und ich meine Kopfhörer vom Handling her super fand, habe ich mir das auf den Kopfhörern aufbauende Headset gekauft. AKG HSC 271 heißen die. Nun habe ich vorher von Audio und professionell gesprochen. Heißt aber auch, dass das ein Headset ist, was ohne eigenes Audiointerface (etwa ab 50 Euro) nicht an einem Computer zu verwenden ist.

Das Headset ist vom Sound und Handling genau so gut wie meine Kopfhörer. Aufsetzen, passt. Mikro kann heruntergeklappt werden, das ist gleichzeitig auch eine Möglichkeit, das Mikro zu muten. Sehr praktisch im Handling, und sei es, um mal ein Telefonat mit dem Headset anzunehmen.

Auch hier gilt wieder als Vorteil:

  • neutraler Klang
  • selbsttragende Konstruktion
  • Teile tauschbar
  • robuste Bauart
  • und das Mikro ist absolut klar.

Leider nicht ganz preiswert. Aber sowas kauft sich auch nicht jeden Tag. 270 Euro, günstiges Audiointerface ab 50 Euro.

Maus

Logitech Marathon Mouse
Ich möchte an Kleinteilen noch meine Maus hervorheben. Eine Marathon Mouse M705 von Logitech. Ist halt ne normale Maus, ich finde sie auch nach Jahren angenehm zu nutzen.

Eigentliches Killerfeature ist daran aber die Akkulaufzeit. Batterien tausche ich so etwa einmal in drei Jahren (!). Meist sind die Batterien, die mitgeliefert werden, schneller am Ablaufdatum als die Batterien vollständig «leer» werden.

Eine Maus, die einfach tut und nicht nervt.

Bürostuhl

Wilkhahn on Bürostuhl
Meist reden wir immer von toller Hardware, vergessen aber meist, dass wir zum Beispiel einen Bürostuhl meist noch viel intensiver nutzen.

Ich habe seit 7 Jahren einen Bürostuhl von Wilkhahn, Linie On. Der ist immer noch bequem. Vorteil dieses Stuhls ist, dass du nicht nur nach vorne und hinten wippen kannst, sondern auch nach links oder rechts. Ermöglicht also im Sitzen einen natürlichen Bewegungsausgleich.
Sinnvoll war es rückwirkend, den einerseits mit höhenverstellbaren Armlehnen zu kaufen (Stichwort Bewegung). Und mit einer eher netzartigen Polsterung. Da klebst du nicht unnötig im Sommer am Stuhl fest.

Soviel zu den guten Dingen aus der Kategorie «uses». Die hervorgehobenen Highlights der Dinge möchte ich ehrlich gesagt alle nicht mehr missen.

Und vielleicht hilft es euch bei der ein oder anderen Entscheidung.