Weil sich gerade abzeichnet, dass die DSGVO einen verfestigenden Effekt auf Online-Plattformen hat (ächzende Kleinunternehmen, Big Player, die das mühelos umsetzen können), ein paar Vorhersagen, was Uploadfilter bewirken werden.
Wie funktionieren Uploadfilter?
Uploadfilter nehmen einen Inhalt, bilden eine Prüfsumme (Hash) des Contents und vergleichen diesen Hash mit den Hashes anderer Inhalte.
Da beginnen schon zwei Probleme:
Problem 1: ist der Vergleich der Hash zu exakt, ließen sich minimal modifizierte Inhalte hochladen. Also muss dieser Vergleich etwas unscharf gehalten werden, um auch modifizierte Inhalte zu erfassen.
Das aber führt dann dazu, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass ähnliche Inhalte falsch kategorisiert werden und fälschlich nicht durchgelassen werden.
Problem 2: um Inhalte filtern zu können, brauchst du sehr viele Vergleichs-Hashes. Von allen Inhaltsarten, die du zum Upload zulassen willst und eigentlich - wenn du das richtig machen willst - von unzähligen Inhalten.
Eigentlich eine Bibliothek der Hashes aller urheberrechtlich geschützter Werke dieser Welt. Kaum leistbar, auch nicht für die großen Player.
Wir sind groß, die kommen zu uns…
Große Unternehmen haben hier aber einen entscheidenden Vorteil: Infrastruktur und schon bestehende Kontakte zu Content-Vermarktern. Da gibt es wohl schon länger einen solchen Austausch, hier muss für Uploadfilter nicht mehr viel getan werden für die großen Plattformen.
Kleine Plattformen können das nicht ohne weiteres. Also werden die wohl die Uploadfilter der großen Unternehmen nutzen müssen. Was wieder nur die Stellung der großen Unternehmen festigt.
Kleine Plattformen müssen zahlen, können sich das vielleicht nicht leisten und werden weniger interessant, weil vielleicht nur die großen Plattformen Upload-Möglichkeiten für Nutzende bieten können.
Meins!
Wahrscheinlich wird noch was anderes passieren: Copyright-Trolling. Da die Plattformen ja auch irgendwie die Möglichkeit bieten müssen, sein eigenes Werk als copyright-würdig zu markieren, gibt es da Möglichkeiten zum «trollen eines Copyrights». Lade ein auf dieser Plattform neues Werk hoch und sage es gehört dir. Das lässt sich mißbrauchen, zum Beispiel um gemeinfreie Werke zu "besitzen" oder anderen einfach zuvorzukommen.
Große Content-Vermarkter werden Copyright-Trolling schnell lösen können, aber kleinen Künstler:innen wird das auf Dauer nervig werden können.
Oh wie schön ist Panama…
Summa summarum: Für Nutzende werden Uploadfilter nervig, weil Hochladen problematisch wird oder weil Plattformen sterben oder Funktionen streichen.
Künstler:innen haben mehr Aufwand, um Uploadfilter zu trainieren und um sich vielleicht mit Trollen auseinanderzusetzen. Oder gehen zu Vermarktern, um den Stress nicht zu haben.
Nur die großen Plattformen oder Content-Vermarktern, für die ändert sich wenig. Vielleicht ein Rädchen mehr in einem Prozess, den es eh schon gibt.
Brave New World. 😒
Auswege?
Auswege:
Dezentralisiert euch.
Bleibt klein.
Und macht alle 3 Jahre eine neue Plattform auf 🙃
(Teile davon sind tatsächlich eine Lösung)
Update, 2. April 2019
Bezüglich der Definition von "kleine Plattform" hat meine Vorhersage eine leichte Unschärfe, aber im Prinzip macht Twitch zum Beispiel genau das, was abzunehmen war: Artikel 13: Erster Anbieter spricht über Uploadfilter und Blockierungen
Uploadfilter, Geoblocking galore…
Update, 4. April 2019
Was hatte ich zum Copyright trollen gesagt: in etwa das: How today's copyright policy impacts me
Problem: Einzelne Künstler:innen sind wahrscheinlich mehr damit beschäftigt, Trolle (leider zählen auch große Vermarkter dazu) abzuwehren, als Kunst zu machen.
Update 6. April 2019
Was sagte ich zu: Als Plattform sich nen #Uploadfilter leisten können.
Audible Magic (Audio) 10.000 Scans: ab 1000 $. Im Monat. Macht 10 Cent pro Upload. Je größer desto billiger.
Kleine Plattformen daher wieder gearscht.
Dazu bei Spiegel Online: Woher die Uploadfilter kommen könnten
Fun Fact: Twitch vertraut zum Teil auf Audible Magic. Rechnen die das mal gegen, müssten die an nem User schon sehr viel mehr verdienen, dass sich das lohnt.