Und da ist es wieder passiert. Ein Mensch, den ich sehr genau kenne, war weg. Von Twitter. Gesperrt. Wegen etwas sehr banalem eigentlich. Nichts schlimmes, rechtlich sicherlich gar nicht bedenklich, aber wahrscheinlich war das bestimmten Gruppen ein Dorn im Auge.
Soziale Netzwerke und zentralisierte Dienste, sei es Facebook, Twitter, Google oder wie sie sonst noch heißen, habe eine ziemliche Macht über uns. Jahr für Jahr haben wir unsere Freunde, unsere Bilder, Geschäftskontakte, Interessen, politischen Haltungen und manchmal noch viel mehr zentralisierten Diensten anvertraut. Weil es irgendwie bequem war. Es war hip. Die coolen Kids waren dort. Und irgendwie sah das doch auch so nett aus. Und umsonst war es meist auch noch.
Und nun haben wir den Salat. Wir sind irgendwie ausgeliefert. Große zentrale Dienste, speziell soziale Netzwerke sind längst zu einem Spielball geworden. Von Regierungen, die diese zentralen Dienste gern genauer überwachen würden. Oder das schon längst tun.
Spielball für extreme Gruppen, die in Meldehorden über unliebsame Accounts herfallen. Das funktioniert, weil soziale Netzwerke nicht jeden Einzelfall händisch prüfen, nein, viel von dieser Blocksystematik ist automatisiert. Kann keine Satire erkennen und blockt erst mal mehr als wirklich notwendig. Klar, es könnte ja sehr schnell teuer werden für die großen Dienste. NetzDG und so.
Die Situation ist also leider an dem Punkt, dass wir einen Plan B haben sollten. Und zwar jetzt, nicht erst, wenn der Account weg ist. Ob jetzt nur kurzfristig oder länger.
Ein Hack eines Accounts ist natürlich auch ein Problem, was ähnliche Fragen auslöst.
Plan B
Fragen, die du dir stellen solltest:
- habe ich die Kontaktdaten zu meinen wichtigsten Freunden in mindestens einer anderen Form? E-Mail statt Messenger, Telefonnummer oder postalische Adresse?
- habe ich davon Backups? Nicht beim ursprünglichen Anbieter, sondern am besten physikalisch verfügbar.
- authentifiziert mich der Dienst bei anderen Diensten? Dann können im Fall einer Sperrung / eines Hacks auch andere Dienste betroffen sein.
- Inhalte bei sozialen Netzwerken befinden sich erst mal im Prinzip in Besitz der jeweiligen sozialen Netzwerken. Daher auch immer die eigenen Inhalte sichern. Oder die Plattform selbst besitzen.
- oftmals kann es sinnvoll sein, Inhalte zu replizieren, sprich auf mehreren Plattformen zu veröffentlichen – aber hier bitte genau mit den Spezifika der jeweiligen Plattform beschäftigen. Plattformen sind keine Müllhalden, sondern wollen als eigenständige Kommunikationswege verstanden werden.
- Dienste selbst hosten ist vielleicht anstrengender, aber im Zweifel besser geschützt vor äußeren Einflüssen.
- vertraut im Zweifel eher den kleineren, dezentralen Diensten. Diese sind zwar per se auch nicht sicherer im Zweifelsfall, für Meldehorden oder Einfluss von oben meist nicht interessant genug, als dass sich für diese der Aufwand lohnen würde.
- habt Backups und prüft, ob die auch funktionieren.
Dezentralisiert euch!