Verbrannte Wörter
Sprache des Nationalsozialismus gestern und heute
Wer spricht da eigentlich?
- Bianca
- sie / ihre
- @bkastl / @bkastl@mastodon.social
Content Note
Aufgrund der Thematik des Nationalsozialismus wird der Vortrag die folgenden problematischen Inhalte enthalten:
- Ableismus, Antisemitismus, Antiziganismus, Holocaust, Homofeindlichkeit, Klassismus, Massenmord, Misogynie, Rassismus
- Zitate von Goebbels, Hitler, Rosenberg
- sowie aktuelle sprachliche Referenzen
Typografischer Hinweis
Historisch möglicherweise problematische Ausdrücke sind (außerhalb der eigentlichen Zitate) in «» gesetzt (doppelte Anführungszeichen).
Normale Anführungszeichen sind in ›einfachen‹ Anführungszeichen gesetzt.
Einleitung
Verbrannte Wörter?
Wörter, die durch übermäßige oder spezielle Verwendung der Nationalsozialisten negativ belastet geworden sind, dass ihre Verwendung wohl überlegt sein will
Wir müssen […] unsere Positionen vertreten, auch in der Sprache, die wir für richtig erachten – ob das den Etablierten nun paßt oder nicht. Kurzum: Wir können und dürfen nicht auf alle gutmenschlichen Befindlichkeiten Rücksicht nehmen, sonst bleiben wir in der […] Zelle offizieller Denkvorgaben gefangen.
B. Höcke, Nie zweimal in denselben Fluss, Manuscriptum Verlag, 2018
Unsere Sprache ermöglicht uns, kein Arschloch zu sein. Warum sollten wir es dann trotzdem tun?
M. Kaiser, Eine Chance, kein Arschloch zu sein
Nationalsozialistische Sprache?
- beeinflußt durch Werke führender Nationalsozialisten / Presse
- bewusst gesteuert durch z.B. Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung
Eine Achse Berlin-Rom-Budapest gehoert nicht zum deutschen Sprachschatz.
G. Aschmann, Zsg. #3661, 102/13/150/28 (6), 20.12.1938
Aktion
Nicht jede Aktion… ist ein verbranntes Wort
Weitere Informationen: Antifaschistische Aktion
- Rosa Luxemburg Stiftung, 80 Jahre Antifaschistische Aktion
- Bildquelle: Von Bundesarchiv, B 145 Bild-P046279 / Weinrother, Carl / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5474737
Aktion als NS-Tarnwort für…
- Massenverhaftung
- Verschleppung
- Vertreibung
- Ermordung
- Vertuschung von Ermordung
- gewaltsame Umsiedlung
- Bargeldfälschung zur Wirtschaftssabotage
- und so weiter…
Weitere Informationen: Aktion als Wort
- Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2. Aufl., Berlin: Walter de Gruyter, 2007
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
- Victor Klemperer: LTI. Reclam-Verlag, Stuttgart 2010
«Judenaktion» / «Aktion Rath»
teilweise gebräuchliche Tarnnamen für die Geschehnisse
um den 9. November 1938
Alle deutschen Zeitungen muessen in groesster Form ueber das Attentat […] in Paris berichten. Die Nachricht muss die erste Seite voll beherrschen.
In eigenen Kommentaren ist darauf hinzuweisen, dass das Attentat des Juden die schwersten Folgen fuer die Juden in Deutschland haben muss…
DNB-Rundruf (20.37 Uhr), Zsg. #3176, 102/13/10/75, 7.11.1938
Nach der Ermordung des Gesandtschaftrates von Rath setzte eine Vergeltungsaktion gegen die Juden ein. Es wurden 193 Geschäfte, 34 Privatwohnungen, 3 Synagogen, 4 Bethäuser, 1 Friedhofskapelle, 1 Altersheim, 1 jüdische Schule [in Leipzig] zerstört.
Staatsarchiv Leipzig, 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-V 4965, 2.12.1938
Zu den Ereignissen der vorigen Nacht sagte das Propagandaministerium: […] Hier und dort seien Fensterscheiben zertruemmert worden, Synagogen haetten sich selbst entzuendet oder seien sonstwie in Flammen aufgegangen. Die Berichte sollen [nicht] allzu gross aufgemacht werden, keine Schlagzeilen auf der ersten Seite.
Zsg. #3209, ZSg. 102/13/18/22 (5), 10.11.1938
Weitere Informationen: Begrifflichkeit Novemberprogrome / «Reichskristallnacht»
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
Weitere Informationen: Presse um Novemberprogrome (1/2)
- Karen Peter: NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit, Bände 6 / I-III, 1938, Quellentexte, Berlin: Walter de Gruyter, 2013
- Presseschau Österreichische Nationalbibliothek, 8.11.1938
- Presseschau Österreichische Nationalbibliothek, 9.11.1938
- Presseschau Österreichische Nationalbibliothek, 10.11.1938
Weitere Informationen: Presse um Novemberprogrome (2/2)
Weitere Informationen: Novemberprogrome in Leipzig
«Aktionsjuden»
Weitere Informationen: «Jedem das Seine»
- «Jedem das Seine» - Restauratoren haben Lagertor erneuert
- Offizielle Statistik des Totenbuch in Buchenwald - Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
- «Jedem das Seine» – ein Shitstorm, der nicht so recht stattfinden will
- Bildquelle: Von Clemensfranz - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14881755
«Nacht-und-Nebel-Aktion»
Hintergrund
- «Nacht-und-Nebel-Erlaß» am 7. Dezember 1941
- Ziel: Straftaten nichtdeutscher Zivilisten gegen die Besatzer «grundsätzlich zur Todesstrafe» bringen
- ging in etwa 7.000 Fällen mit Verschleppung «in Nacht und Nebel» ins deutsche Reich einher
Weitere Informationen: «Nacht-und-Nebel-Erlaß»
- Lothar Gruchmann, «Nacht- und Nebel-Justiz»
Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Ausgabe 3/1981, Institut für Zeitgeschichte
Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Ausgabe 3/1981, Institut für Zeitgeschichte
«Asozial»
«Asoziale»
- relativ beliebige Klassifikation von «Gemeinschaftsfremden»
- konnten zur «vorbeugenden Verbrechensbekämpfung» in «Vorbeugehaft» genommen werden, sprich meist Konzentrationslager
- Beispiele: Nichterwiderung des Hitlergrußes, «arbeitsscheu», ›Vermögen verschwiegen‹, «homosexueller Verführer», ›unklare Verhältnisse‹ oder auch «Zigeuner»
Weitere Informationen: «Asozial» als Wort
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
Weitere Informationen: «Asoziale» / «Gemeinschaftsfremde»
- Wolfgang Ayaß, «Gemeinschaftssfremde»: Quellen zur Verfolgung von «Asozialen» 1933-1945 (Materialien aus dem Bundesarchiv, Berlin, Bundesarchiv, 1998
- Wolfgang Ayaß, «Ein Gebot der nationalen Arbeitsdisziplin». Die Aktion »Arbeitsscheu Reich« 1938. aus: Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik, Bd. 6, Berlin 1988
- Elisabeth Weber, Die Verfolgung «Asozialer» durch die Berliner Wohlfahrtsämter, Vortrag am Deutsches Historisches Museum 2013, Vortragsunterlagen
- Jürgen Müller, Die Kölner Kriminalpolizei zwischen Verbrechensaufklärung und «vorbeugender Verbrechensbekämpfung», aus: Comparativ, Heft 1, 1999, Leipzig: Leipziger Universtitätsverlag
- Bundestag: Späte Anerkennung für NS-Opfer
B wie Buchstabieralphabet
Deutsches Buchstabieralphabet 1933
- D wie David
- J wie Jacob
- N wie Nathan
- S wie Samuel
- Z wie Zacharias
Veränderung 1934
- D wie Dora
- J wie Jot
- N wie Nordpol
- S wie Siegfried
- (Y wie Ypern)
- Z wie Zeppelin
Veränderung 1948 (sic!) (DIN 5009)
- S wie Samuel
- Z wie Zacharias
Weitere Informationen: Buchstabieralphabet
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
- Aktuelles Buchstabieralphabet in verschiedenen Varianten
«Euthanasie»
«Euthanasie»
- Euphemismus: «angenehmer Tod», «Gnadentod»
- «lebensunwertes Leben»
- «Verhütung erbkranken Nachwuchses»
Erbkrank im Sinne dieses Gesetzes ist, wer an einer der folgenden Krankheiten leidet: angeborener Schwachsinn, Schizophrenie, zirkulärem […] Irresein, erblicher Fallsucht, erblichem Veitstanz […], erblicher Blindheit, erblicher Taubheit, schwerer erblicher körperlicher Mißbildung.
Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, 14.7.1933
(Reichsgesetzblatt Nr. 86, 25.7.1933)
Folgen für «Erbkranke»
- Verbringung in «Heilanstalt»
- «Unfruchtbarmachung auf eigenen Wunsch» (Zwang)
- Prüfung auf «Ehegesundheit»
- Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen bis in den sechsten Monat
[Bouhler und Brandt] sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.
A. Hitler, «Gnadentoderlass» 1. September (?) 1939
Weitere Informationen: «Euthanasie» als Wort
- Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2. Aufl., Berlin: Walter de Gruyter, 2007
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
Weitere Informationen: Primäre Quellen um die «Euthanasie»
- Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, 14.7.1933 (Reichsgesetzblatt Nr. 86, 25.7.1933)
- Verordnung zur Ausführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, 5.12.1933, (Reichsgesetzblatt Nr. 138, 7.12.1933)
- Gesetz zur Änderung des Gesetzes ur Verhütung erbkranken Nachwuchses, 26.6.1935, (Reichsgesetzblatt Nr. 65, 27.6.1935)
- Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes (Ehegesundheitsgesetz), 18.10.1035, (Reichsgesetzblatt Nr. 114, 19.10.1935)
- «Gnadentoderlass» Hilters vom 1. September 1939, Dokument PS-630 IMT (Photostat)
Weitere Informationen: sekundäre Informationen zur «Euthanasie»
- Euthanasie: «Rassenhygiene» im Nationalsozialismus
- Schreiben zur Mitteilung des Todes eines Insassen einer Heilanstalt, 17.4.1940, Dokument PS-628 IMT (Photostat)
- Schreiben zur Überführung von Insassen nach Grafeneck, 11.6.1940, , Dokument NO-817 IMT (Photostat)
«Festung Europa»
«Festung Europa»
- von Goebbels geprägt und anfangs stark propagiert
- dann wieder verworfen
- danach wieder auf kleinere Größen angewandt
Begriffe wie »gemeinsames Haus Europa« oder »Festung Europa« schaffen Unsicherheiten, wenn sie nicht klar durchdacht und definiert werden.
Prof. Dr. G. Rinsche, 37. Bundesarteitag der CDU, 11.9.1989
Liebe Freunde und wenn es nicht anders geht, wenn es also unabwendbar ist, dann sind wir bereit – zumindestens temporär – Europa als Festung zu denken und zu leben und zwar als uneinnehmbare Festung!
B. Höcke, Rede auf dem Kyffhäusertreffen 2018, 23.6.2018
Weitere Informationen: «Festung Europa» als Wort
- Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2. Aufl., Berlin: Walter de Gruyter, 2007
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
- Victor Klemperer: LTI. Reclam-Verlag, Stuttgart 2010
«Gleichschaltung»
Der Bürger sieht sich einem schier erdrückenden politmedialen Komplex gegenüber, der ihn unentwegt mit voller gleichgeschalteter Lautstärke beschallt, einer Lautstärke, die keinen Widerspruch zum Gesagten, zum Dargestellten mehr zulässt.
M. Renner (AfD), 118. Sitzung des Deutschen Bundestages, 17. Oktober 2019
Dabei kommt die AfD in den von Ihnen als «gleichgeschaltet» oder «linksgrün» geschmähten Medien ziemlich oft zu Wort. Die Opferrolle, in die Sie sich so gerne begeben, kauft Ihnen höchstens Ihre eigene Filterblase ab.
T. Rößner (Die Grünen), 118. Sitzung des Deutschen Bundestages, 17. Oktober 2019
Gleichschaltung
- Übertragung des Begriffs der elektrischen Gleichrichterschaltung auf die Justiz
- «Vorläufiges Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich»
- Ausschaltung aller Widerstände, um etwas auf eine Linie zu bringen
Weitere Informationen: «Gleichschaltung» als Wort
- Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2. Aufl., Berlin: Walter de Gruyter, 2007
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
- Victor Klemperer: LTI. Reclam-Verlag, Stuttgart 2010
Weitere Informationen: Zitate «Gleichschaltung»
- Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht, 118. Sitzung, Berlin, 17. Oktober 2018
«Überfremdung»
überfremden; überfremdet || Überfremdung
(Eindringen Fremdrassiger, fremden Volkstums; Eindringen unerwünschter fremder Geldgeber oder Konkurrenten in ein Unternehmen usw.)Der große Duden - Rechtschreibung, Bibliographisches Institut Leipzig,
12. Auflage, 1941
Überfremdung: Scheinargument gegen Zuzug von Ausländern.
Ausschlaggebend für die Kritik […] war die Feststellung, dass Überfremdung nach wie vor im Sinne einer rassistischen Uminterpretation verwendet wird.Unwort des Jahres 1993
Weitere Informationen: «Überfremdung» als Wort
- Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2. Aufl., Berlin: Walter de Gruyter, 2007
- Matthias Heine: Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis – und wo nicht, Berlin: Duden Verlag, 2019
Weitere Informationen: Zitate «Überfremdung»
- Der große Duden - Rechtschreibung, Bibliographisches Institut Leipzig, 12. Auflage, 1941
- Unwort des Jahres 1993
«Umvolkung»
Ich halte den Begriff Umvolkung nicht für rechtsextrem oder gar … äh… also in dieser Form halte ich ihn nicht für rechtsextrem.
Tino Chrupalla (AfD), Interview mit Berlin direkt, 1.12.2019
Es kann dabei davon ausgegangen werden, daß die rassisch wertvollen nach Entstehen der inneren Umvolkungsbereitschaft infolge der geschichtlichen Durchblutung des Raumes mit deutschen Blut echt umvolkbar sind.
E. Wetzel, Der Generalplan Ost, In: VJZG 6/1958
Weitere Informationen: «Umvolkung» als Wort
- Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. 2. Aufl., Berlin: Walter de Gruyter, 2007
- Der große Duden - Rechtschreibung, Bibliographisches Institut Leipzig, 12. Auflage, 1941
Weitere Informationen: Zitate «Umvolkung» im Bundestag
Weitere Informationen: Zitate «Umvolkung»
- Tino Chrupalla (AfD), Interview mit Berlin direkt, Tweet vom 1.12.2019
«versifft»
Weg vom links-grün verseuchten, man könnte sagen leicht versifften, 68er Deutschland zu einem starken und sicheren Nationalstaat.
J. Meuthen, Rede zum AfD Parteitag, 30.4.2016
Ja, das ist zu einem geflügelten Wort avanciert, seit ich das in Stuttgart auf dem Parteitag 2016 gesagt habe. Es geht um den kompletten Werteverlust aus der Post-68er-Entwicklung. Eine gewollte politische Provokation, und dazu stehe ich.
J. Meuthen, Interview in der SZ (€}, 29.12.2019
ver-(Syph)ilisiert
Über den Umgang mit «Versifften» in der NS-Zeit
Hitler in «Mein Kampf» zur Syphilis
- «Die Ursache aber liegt in erster Linie in unserer Prostituierung der Liebe.»
- «Was, um der Verseuchung und Mammonisierung unseres Liebeslebens auf den Leib zu rücken? Was, um die daraus resultierende Versyphilitisierung [sic!] des Volkskörpers zu bekämpfen?»
- «So hätte man unter Anwendung aller propagandistischen Hilfsmittel die Frage der Bekämpfung der Syphilis als d i e Aufgabe der Nation erscheinen lassen müssen, nicht als auch eine Aufgabe.»
- «Die erste [Maßnahme gegen die Syphilis] aber ist und bleibt die Schaffung der Möglichkeit einer der menschlichen Natur entsprechenden frühzeitigen Heirat vor allem des Mannes, denn die Frau ist ja hier ohnehin nur der passive Teil.»
Rosenberg zur Syphilis
- Zu Picasso: «[Gemälde] erzeugt von geistiger Syphilis und malerischem Infantilismus»
- Zu «Minderwertigen»: «Die hemmungslose Aufzucht der Idioten, der Kinder von Syphilitikern, Alkoholikern, Irrsinnigen als «christliche Sittenlehre» hinzustellen […] ist zweifellos eine Höhe natur- und volksfeindlichen Denkens.»
Bedeutungsebenen in NS-Zeit
- kaum heutige Bedeutung von schmutzig oder verdreckt
- an Syphilis erkrankt
- «moralische Verheerung»
- «debil», «geisteskrank»
- «lebensunwert»
Folgen in der NS-Zeit
- Teile der Gesetzgebung zur «Verhütung erbkranken Nachwuchses» galten auch für «Syphilitiker»
- spätestens die «progressive Paralyse» als Spätfolge unbehandelter Syphilis konnte zur «Euthanasie» führen
Weitere Informationen: Zitate «versifft»
- J. Meuthen, Rede zum AfD Parteitag, Stuttgart 30.4.2016
- J. Meuthen, Rede zum 9. Bundesparteitag der AfD, 30.6.2018 (YouTube!)
- J. Meuthen, Interview in der SZ (€), 29.12.2019
Weitere Informationen: «versifft» im heutigen Kontext
Weitere Informationen: «versifft» im Nationalsozialismus
- Alfred Rosenberg: Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit., München, Hoheneichen - Verlag, 1930
- Adolf Hitler: Mein Kampf: Eine kritische Edition, Institut für Zeitgeschichte München - Berlin, 12. Auflage 2018
Weitere Informationen: Syphilis im Nationalsozialismus
- Verordnung zur Ausführung des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, 5.12.1933, (Reichsgesetzblatt Nr. 138, 7.12.1933)
- Schreiben zur Überführung von Insassen nach Grafeneck, 11.6.1940, Dokument NO-817 IMT (Photostat)
- Nadine Carlichi-Witjes: Opfer «Wilder Euthanasie»?: Identifikation der Toten vom ehemaligen Friedhof (1942-1945) der psychiatrischen Anstalt Hall in Tirol. Dissertation, LMU München: Fakultät für Biologie, 2016
Volksprodukte
Das Volks-Produkt spielt die Stärken von BILD voll aus: Die hohe Reichweite und Glaubwürdigkeit unserer Marke, gepaart mit einem unschlagbaren Produkt-Angebot für unsere Leser.
C. Hulshoff Pol, 200. Volks-Produkt von BILD, 16.5.2019
Beispiele von Volksprodukte in NS-Zeit
- «Volksempfänger»
- «Volkswagen» / «KdF-Wagen»
- «Volksfernseher»
- «Volksgasmaske»
Zweck vieler medialer Volksprodukte
- Ausbau der Propaganda
- Prestige für das NS-Regime
- keine frei nutzbaren Produkte für den Massenmarkt
Und den Rundfunk werden wir in den Dienst unserer Idee stellen. Und keine andere Idee soll hier zu Worte kommen.
J. Goebbels, «Unser Ziel: der Volksfunk», Eröffnung der Rundfunkaustellung in Berlin 1936
Jedes Wort, das der Gegner herübersendet, ist selbstverständlich verlogen und dazu bestimmt, dem deutschen Volke Schaden zuzufügen.
Wer Nachrichten ausländischer Sender […] vorsätzlich verbreitet, wird mit Zuchthaus, in besonders schweren Fällen mit dem Tode bestraft.Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen, 1.9.1939,
(Reichsgesetzblatt Nr. 169, 7.9.1933)
Weitere Informationen: Zitate «Volksprodukte»
- C. Hulshoff Pol, 200. Volks-Produkt von BILD, 16.5.2019
- J. Goebbels, «Unser Ziel: der Volksfunk», Eröffnung der Rundfunkaustellung in Berlin 1936, aus: Volksgemeinschaft - Heidelberger Beobachter vom 29.8.1936
Weitere Informationen: Gesetze «Volksprodukte»
- Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen, 1.9.1939, (Reichsgesetzblatt Nr. 169, 7.9.1939)